Eddie hat geschrieben:
Ich hab ja schon viele Bremsen renoviert. Klemmende Kolben wegen Verkantung hatte ich noch nicht.
Eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede...
Ich hatte die. An jedem Motorrad. Die Maße des hiesigen Sattels habe ich nicht im Kopf, sie sind aber bis auf den Kolbendurchmesser anderen Zangen des gleichen Herstellers sehr ähnlich. Es sind alles Ultraultrakurzhubhydrauliken.
Ganz drastisch meine Sechskolbenzange.
1. Höhe des Kolbenhemdes 11mm
2. Höhe der Anlage im Sattel 5mm
3. Verbleibender Arbeitshub interhalb der Führung (11-5) 6mm
4. Spaltmaß der ganz geöffneten Zange mit neuen Belägen: 18mm
5. Minimale Dicke der Scheibe 13mm.
Was heisst das?
Bis die neuen Beläge an der alten Scheibe anliegen, muss jeder Kolben sich 2,5mm in seiner Führung bewegen. Nach weiteren 3,5mm ist der verkantungsfreie Hub des Kolbes und damit die Verschleißgrenze der Beläge erreicht. Allgemein werden aber gerne voll heruntergeschrubbt, ehe man sich nach neuen umsieht.
Ich mache euch gerne diese Rechnung für den 43mm Sattel auf, der übrigens ganz sensibel reagiert, wenn die innenbelüftete 8,5mm Scheibe durch eine 4 oder 5mm Vollscheibe ersetzt wird.
Die vorderen belüfteten Scheiben haben eine Dicke von 7,5mm! Das lichte Maß zwischen den Kolben beträgt 25,4mm
Ersetzt man vorn die vorderen Scheiben durch Vollscheiben, gibt es baugleiche Sättel aber mit einem Lichtmaß von 22mm von der XJ 600. Ersatzweise Beilagscheiben, früher bei mir.
Für die hintere Bremse gibt es solche Sättel nicht. Zwar passt auch ein vorderer von der XJ 600, aber Anschluss- und Entlüftung sitzen falsch.
Also hinten bei Vollscheibenwechsel, Beilagplatten in der Größe der Bremsbeläge.
Und das alles, Eddie, damit die Beläge beim Austreten nicht verkannten wie die Schubladen in einer vertrockneten Holzkommode.
Nicht Kleinreden das, gell ja?
Ja, Jörg hat es auf den Punkt gebracht, aber wenn die Kolben bei jedem Belagwechsel immer bis zum Anschlag zurückgedrückt werden, gehen sie im Arbeitsbereich immer oder sehr lange leicht. Das ist das, was ich bei einem alten KFZ Meister gelernt habe. Wenn es klemmt, kein Druck aufgebaut wird oder schief zieht: Alle alten Beläge raus, Kolben ganz zurück, neue Beläge rein. Das ist das, was jeder Laie gerade so kann und darf und in ü 99% der Fälle hilft es.
Ich persönlich habe auch kein Interesse, dass Forenteilnehmer, die sich gerade in die Bremsentechnik der XJ einfragen, anfangen ihre Bremssättel zu überholen. Es ist schlimm genug, wenn sie auf eine Frage siebenundzwanzig verschiedene Antworten bekommen. Das eine ist nicht falsch, nur weil das andere richtig ist.
Eddie, Jörg, unter uns, das muss den Fragesteller gar nicht irritieren, wir wissen ja nicht wieviel er weiß. Ihr kennt beide verglaste Beläge. Aus eurer Sicht treten die auf, wenn ranzige Kolben nicht ordentlich öffnen. Das kommt vor nach labnger Standzeit zum Beispiel. Es kommt aber vor allem vor, dass ein Belag vergisst und der andere nicht. In diesem Fall klemmt der Kolben des verglasten Belages und der andere zerrt beim Bremsen an der ganzen Bremszange. Hydraulikkräfte sind gewaltig.
Das ist nicht wichtig, wenn einer nach dem Typ eines Bremsbelages fragt, aber ihr habt die Antworten um umfangreiche technische Allgemeinplätze erweitert, da habe ich mich angeschlossen.
Viele Dinge sind nicht falsch oder überholt, nur weil sie nicht oft (genug) beschrieben werden oder andere Erfahrene gestorben sind oder das Forum verlassen haben.
Ihr seid bitte so gut, andere Erfahrungen genau so stehen zu lassen wie eure eigenen. Es gibt immer verschiedene Sicht- und Herangehensweisen (auch bei der Entlüftung einer Gespannbremse, Eddie, n'est ce pas?) Probleme bei der Arbeit gibt es bisweilen, wenn zu viele Köche dran sind. Seht zu, dass das hier vor der Arbeit nicht auch so ist. Erfahrungen sind keine Meinungen. Vielleicht gibt es die berühmten Pferde vor der Apotheke ja wirklich.
Grüße, Olaf
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wi müssen all tau Moder warn, tau Moder ... tau Moder ...!