Hier geht es nicht um Kolben und Dichtungen in Sätteln und Pumpen, auch nicht um Bremsleitungen, sowieso alles Pflicht-Prüf-Programme bei neu angeschafften Altmaschinen.
Schwimmkurs für die Bremse meiner 550er.
Die beiden Schwimmsattelmodelle an der Vorderhand meines treuen Esels konnten es ganz gut, brauchten aber öfter mal etwas Schmierung. So lautet mein Fazit aus Mr.X´s vielen Dienstjahren. Wie an allen Wind und Wetter ausgesetzten Teilen verflüchtigte sich der Schmierstoff an den Stellen, die für das "Schwimmen" der Sättel zuständig sind. Und wegen des ungemütlichen Einbauortes so nahe der Straße geschah das bei mir immer relativ schnell. Als besonders hinderlich für gute Funktion konnte ich das fehlen von Schmiere auf der Gleitfläche ausmachen, zwischen Sattel und Träger, auf dem ersten Bild ist die Stelle an der kupfernen Farbe erkennbar.
An der mit einem aufgeclipsten Edelstahlblech geglätteten Fläche entlang soll der Bremssattel „schwimmen“ können, von dem einzelnen Bremskolben bewegt und von einem einzigen Bolzen axial geführt. Der kleine Plastikdeckel rechts oben hilft wenig gegen Spritzwasser. Alle paar Monate, je nach Wetter, habe ich mich damals nach dem Befinden von Bolzen und Flächen erkundigt. Im Schnitt zweimal jährlich hat sich das Aufmachen wirklich gelohnt. Bei ersten Mal bald nach Übernahme der gebrauchten Maschine bot sich folgendes Bild.
Der kolbenseitige Belag völlig runter, auf dem anderen noch die Hälfte drauf. An beiden Sätteln das gleiche Verschleißbild. Das zeigt, der Sattel hat schon lange nicht mehr geschwommen und die halbe Fläche war für die Katz. Kein Wunder, dass es nur mittelmäßig gebremst hat. Den Zustand wollte ich nicht so lassen mit den neuen Belägen.
Der Bolzen, der die Beläge hält, ging noch recht leicht raus.
Beim Gleitbolzen war schweres Gerät zum Ausbau nötig. Schon klar, dass ein Gleitbolzen, der seinen Namen verdient, anders aussehen müsste.
Auch und besonders dringend standen die Gleitflächen zur Behandlung an. Reinigen und mit Kupferpaste beschichten hat´s gebracht.
Gleitbolzen und Belagführungsbolzen mit Schleifvlies bearbeitet und mit ein wenig Kupferpaste wieder eingebaut, ließen sich dann beim nächsten Service ohne grobes Werkzeug betätigen.
In den sechs Jahren und 60000 km habe ich einmal die Bremskolben und ihre Dichtungen erneuert, einmal nur die Dichtungen, aber mindestens ein Dutzend mal die Schwimm-Mechanik wieder in Gang gebracht. Trotzdem würde ich das nicht eine Schwachstelle nennen, denn ohne meine häufigen Schlechtwetterfahrten hätte sie es bestimmt funktionierend bis zur nächsten Sechstausender-Inspektion geschafft.
Interessant noch nebenbei, beim originalen Belagsatz mit der Nummer 4W1W-0045-20 war damals 2010 ein Federblech sowie ein neuer Belagführungsbolzen mit neuer Fokkernadel enthalten. Die 2018er Version der Belagsätze Nummer 23WW-0045-02 kommt ohne jedes Zubehör. Ohne Altteile-Aufbereitung geht’s nicht.
Sozusagen der Zweitschlüssel zum erfolgreichen Bremsen ist und bleibt natürlich das Üben.