ixdry hat geschrieben:
...Frage : Richtig Bremsen ohne ABS ?...
Von deiner Frage angeregt, war ich heute früh mal wieder auf meinem Bremsübungsparkplatz. Der gehört einem Einkaufszentrum, ist folglich Sonntags leer, nur bei gutem Wetter fahren ein paar Modellautos rum. Ich gehe aber gern bei weniger gutem Wetter hin, bremsen üben. Trocken ist ja weniger schwierig. Heute war es optimal, der Regen hatte gerade aufgehört, also nasser, am Rand teils dreckiger Asphalt. Ich fahre dann meist Kreise, mit unterschiedlichem Durchmesser und wechselnder Geschwindigkeit, mal links, mal rechtsrum. Der Platz lässt 100 km/h zu. Um meine Reaktion zu trainieren, bremse ich, sobald ein Vogel in mein Blickfeld kommt. Davon gibt´s da genug. Bremsen mit Vorbereitung, wie an einer roten Ampel, muss ich ja nicht üben. Es geht mir um die vieldiskutierte Schreckbremsung und das richtige Gefühl dabei, passend zum Untergrund. Früher habe ich das nur geradeaus geübt, und nur wenn was an der Bremse geändert wurde. Heute regelmäßig alle 2 bis 4 Wochen und mit Kurven bringt´s aber weitaus mehr.
Was es bringt? Zunächst die Erkenntnis, du kannst wesentlich heftiger bremsen, als du dir ungeübt vorgestellt hast. Geradeaus macht kurzes Blockieren gar nichts. Selbst in schwacher Schräglage liegst du dann nicht automatisch auf der Nase. Auch bei Nässe geht viel mehr als viele denken. Langsam herantasten, und sobald sich das Gefühl entwickelt hat, merkst du am Schräglaufwinkel, dass du der Grenze nah kommst.
Hinten bremse ich übrigens bei den Übungen nie, weil das den Bremsweg nicht verkürzt, es birgt nur das Risiko quer zu kommen. Hinten bremsen ist beim mäßigen bremsen sinnvoll, nicht, wenn es um jeden Meter geht, und die Richtung wichtig ist. Bei mir jedenfalls. Dazu gibt es auch andere Meinungen, hab ich auch mal probiert, aber irgendwie schaffe ich das mit meinen Fähigkeiten nicht. Dann lass´ ich es lieber.
Voraussetzung für das alles ist natürlich, dass die Bremse topfit ist. Bei alten, besonders bei gerade gekauften Motorrädern keine Selbstverständlichkeit. Wer lange nicht in die Bremssättel und Bremspumpen reingeschaut hat, da drin für neuwertige Zustände gesorgt hat, kann nicht sicher sein, dass die Bremse alles gibt, wozu sie fähig ist. Normal werden ja immer nur Beläge und Flüssigkeit erneuert, das reicht aber nicht. Auch ausgeleierte, ungeschmierte Bremshebel wirken sich auf das Gefühl aus.
Das häufige Üben bringt die im Notfall erforderliche "Automatik", wie hier schon viele geschrieben haben. Besonders bei meinem vielen Stadtverkehr hat mir das schon etliche Situationen gerettet, die sonst böse hätten enden können. Daraus ziehe ich die Motivation, immer wieder zu üben.