Crazy Cow hat geschrieben:
Typenschein, ja sowas.
Zum einen haben wir hier bisweilen auch eine etwas merkwürdige Ausdrucksweise, zum anderen habe ich mich immer gefragt, was wohl "Weil der Stadt" zu bedeuten hat. "Weil, die Stadt", "Weil' in der Stadt" ...
Geht schon lustig zu im süddeutschen Sprachraum...
Grüßle, Olaf
Hier ein wenig Lektüre
Der Ortsname (mittelhochdeutsch Wile, neuhochdeutsch Weil) wurde zur Unterscheidung von anderen Orten der Umgebung namens Weil wie Weil im Dorf oder Weil im Schönbuch um den Zusatz „die Stadt“ erweitert. Da Ortsnamen viel häufiger im Dativ als im Nominativ gebraucht werden, etwa „in Weil, der Stadt“, setzte sich die Dativform durch, zunächst in der an die Mundart (ze Wil 'er Statt) angelehnten Form Weilerstatt, zuletzt wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts Weil der Stadt als Stadtname festgeschrieben. Als vom Stadtnamen abgeleitetes Adjektiv wird meist Weil der Städter gebraucht; in den benachbarten Orten gibt es sowohl „Weil der Städter“ als auch „Weilderstädter Straßen“.
Die spätere Stadt Weil der Stadt entstand als dörfliche Siedlung wahrscheinlich im 6. Jhdt. n. Chr. – vermutlich auf dem Gelände eines römischen Landsitzes – und erhielt den Namen Wila (Wile), der dann später zu Weil wurde. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahre 1075 in einer Urkunde Kaiser Heinrichs IV.
Zwischen 1223 und 1242 wurden dem Dorf Weil, das sich bis dahin im Besitz der Grafen von Calw und des Klosters Hirsau befunden hatte, die Stadtrechte durch Kaiser Friedrich II. verliehen. Bereits um 1275 wurde Weil eine Reichsstadt, die genaue Jahreszahl ist unbekannt.
Weil der Stadt 1682, Forstlagerbuch von Andreas Kieser
Ansicht von Weil der Stadt. Kolorierter Stich, Augsburg um 1740.
1373 erhielt Weil der Stadt von Kaiser Karl IV. die Gerichtsbarkeit und das Zollrecht verliehen, 1489 erlangte die Stadt einen ständigen Sitz im Reichstag, der Vertretung der Reichsstände. Während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts befand sie sich unter badischem Einfluss.
Im Gegensatz zum Herzogtum Württemberg wurde in der Reichsstadt Weil die Reformation nicht eingeführt, so dass sie zu einer katholischen Enklave in einem sonst überwiegend lutherischen Gebiet wurde.
In der Zeit der Hexenverfolgungen zwischen 1615 und 1629 wurden bei einer damaligen Einwohnerzahl von 200 Familien 38 Menschen in Hexenprozessen angeklagt, gefoltert und verbrannt.[5]
Kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 wurde Weil der Stadt durch französische Truppen geplündert und in Brand gesetzt, wodurch große Teile der Altstadt zerstört wurden. Der Stadtbrand von 1648 gilt neben der Schlacht bei Döffingen 1388 als unheilvollstes Ereignis der Stadtgeschichte.
1803 verlor Weil der Stadt im Rahmen der Mediatisierung seine Reichsfreiheit und fiel an Württemberg. 1869 erhielt die Stadt durch die Schwarzwaldbahn (Stuttgart–Calw) Anschluss an das überregionale Eisenbahnnetz. 1972 bis 1975 wurden die umliegenden Nachbarorte Merklingen, Münklingen, Hausen und Schafhausen eingemeindet. 1996 fanden in Weil der Stadt die Heimattage Baden-Württemberg statt.
Grüsse Ralf