Mehr vom Wintermoped.
Nicht, dass ich die Eigenschaft häufig gezielt nutze, aber so, wie mein Motorrad aussieht, kann ich gefahrlos nächtelang vor Kneipen in verrufenen Stadtteilen parken. Potentielle Diebe trauen ihm wahrscheinlich nicht mal brauchbare Einzelteile zu, wenn sie die Roststellen ringsherum und den abgeblätterten Lack am Motor sehen. Was keiner sieht - das Bike ist kompromisslos auf Gebrauchsfähigkeit getrimmt und ist unter der Oberfläche topfit, weil ich es täglich brauche. Repariert oder geändert wird an diesem Alltagsbike nur, was der Erhaltung der Funktionen dient oder sie verbessert. So gelangte auch der handbetätigte aus einem Seifenspender gebastelte Primitiv-Kettenöler dran. Der ist nun schon zehn Wochen und 3000 km in Betrieb. Da könnte man ja mal drüber nachdenken, ob das Ding soviel taugt, wie ich mir davon erhofft hatte.
An einem der ersten Tage mit Sauwetter nach dem Einbau war ich 50 km gefahren und hatte gelernt, dass alle 5 bis 10 km einmal Ölpumpe-drücken absolut sein muss. Gut dass die so leicht beim fahren erreichbar ist. Auf den ersten 20 hatte ich nicht gedrückt und das Öl war weg. Ist natürlich ein hoher Verbrauch, aber so Schietwetter ist ja nicht oft. An trockenen Tagen reicht einmal Pumpe-drücken für 300 km. Und da ich eher zum Überschmieren neige, kam auch mal das eine oder andere Tröpfchen auf meinen Parkplatz vor dem Haus. Die daraufhin geäußerten Bedenken meiner Nachbarin konnte ich mit dem Hinweis auf mein nunmehr ausschließlich verwendetes reines Rapsöl zerstreuen.
Der Betrieb der vergangenen Wochen hat aber gezeigt, dass bei meinen vielen Stadtfahrten mehr Ölverbrauch durch wetterbedingtes Waschwasser droht als von jeder anderen möglichen Ursache. Was den Herstellern so einfiel an Schutzmaßnahmen für die den Unbilden der Witterung ausgesetzte Kette war nicht sehr hilfreich. Ein zunächst angedachter, dann verworfener, dann wegen besonders niedriger Preise doch geplanter Versuch mit einer Ketten-Vollkapselung aus MZ-Teilen fiel am Schluss doch ins Wasser - da krieg ich weder mein 45er Kettenrad noch meine 25 mm breite fünfdreißiger Kette rein. Also kam eine Minimallösung zum Einsatz, ich nenne sie hier mal das Hermann-Schild, denn von ihm stammt der Vorschlag.
Zuerst den Weg freigeräumt, Auspuff weg, Federbein weg, Gepäckträger weg. Öler geprüft und neu befüllt.
Der unmotiviert hoch über der Kette schwebende Serien-Kettenschutz kam zunächst anderthalb Zentimeter tiefer. Dann wurde aus einer PE-Platte, ein paar Edelstahlblechen, Nieten und Schrauben das Schild gedengelt...
...was zugegeben eindeutig nach Eigenbau aussieht, ...
...aber da guckt ja eh keiner genauer hin. An dem Moped nicht. Dass das Hermann-Schild dem gedachten Zweck dient, die Kette vor übermäßigem geduscht-werden zu bewahren, hat es an Tagen mit mäßigem Nieselregen bereits bewiesen - es war kein zusätzliches Schmieren notwendig. Heftigeres Sauwetter blieb auf den ersten 800 km noch aus. Wir werden sehen.
Nebenbei, die Reifen haben aktuell vorne 21000 km und 4 mm Profil, hinten 6000 km und 7 mm Profil. Hinten war bei 15000 ein Neuer fällig gewesen.