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Chokedüse - 31A springt schlecht oder gar nicht an ...

Sa 15. Aug 2020, 22:46

Dieser Bericht soll dabei helfen, ggf. schneller als wir auf die richtige Spur zu kommen, wenn das Kaltstartverhalten den Wunsch nach einem laufenden Motor nicht erfüllt.
Freund Günthers 31A stand ein paar Jahre, weil sie nicht mehr ansprang und er einfach keine Zeit für sie hatte. Nun hatten wir uns endlich an die Fehlersuche gemacht und einiges festgestellt: Undichte O-Ringe an den T-Stücken der Vergaser, jede Menge rostiger Dreck im Tank, ein völlig aufgelöster Benzinfilter am Benzinhahn, wie erwartet Schmutz in den Vergasern, verschlissene Nadelventile usw. Also neue Innereien gekauft, Vergaser zerlegt und im Ultraschallbad gereinigt. Nach dem Zusammenbau sprang sie schlecht an - wir stellten ein zu niedriges Schwimmerniveau fest, also wieder raus damit und schön eingestellt. Sie sprang schlecht, am kühlen Morgen gar nicht mehr an. Es war klar, dass es am Spritmangel lag, denn wenn wir das YICS (wir nennen es YMCA, kann man sich leichter merken ;-) mit Sprit vollgegossen hatten, kam sie gleich, ging aber bald aus oder lief miserabel, bis sie halbwegs warm war, dann ließ sie sich gut einstellen und fuhr normal!
Es konnte nur noch die Kaltstarteinrichtung sein, die jedoch in der uns bekannten Literatur nirgends vernünftig beschrieben ist. Also wieder raus mit der Vergaserbatterie und dem Chokesystem auf den Grund gegangen: Oben an der Chokebetätigung und dem Ventil war alles in Ordnung, auch der Weg vom Steigrohr bis dort war frei - aber der Steigkanal in der Schwimmerkammer, in den das Steigrohr hineinreicht, hat eine kleine Verbindung in den eigentlichen Schwimmerkammerraum. Ganz unten in diesem Kanal sitzt eine winzige eingepresste Messingdüse, und die war bei allen vier Vergasern total dicht. Dadurch kommt kein Sprit mehr in den Kanal, das Steigrohr bleibt trocken und das Chokesystem saugt nur noch Luft.
Wir haben die Schwimmerkammern nochmal ins Ultraschallbad gelegt - keine Besserung. Dann also mit dosierter Gewalt: Einer Stahldrahtbürste ein „Haar“ ausgezogen und damit in der Düse herumgebohrt, bis der festgebackene Dreck nachgegeben hat. Dann haben wir eine Fußpumpe mit einer Dosierspitze einer Ölflasche an den Kanal angeschlossen und ordentlich Bar draufgegeben - es hat hörbar „plopp“ gemacht, und der Pfropf war draußen. So geschehen bei allen Vieren und alles wieder zusammengebaut, ist das Ding schon beim Angucken sofort angesprungen und tadellos gelaufen.
Bis wir an dieser versteckten Düse (die eigentliche Starterdüse!) anlangten, waren ein paar Wochenenden vergangen. Wer also ein solches Problem hat, sollte sich mal diese Starterdüse ansehen und durchpusten, ob denn aus dem kleinen Loch in der Schwimmerkammer was herauskommt!
Der Kanal stellt übrigens auch die Verbindung der Schwimmerkammer zu den Überlaufschläuchen her. Die Verbindung findet in der ovalen Aussparung der Schwimmerkammerdichtung statt.

Viel Spaß wünschen
Günther und Stefan

Sa 15. Aug 2020, 22:46

Sa 15. Aug 2020, 23:33

Danke für den Beitrag, ist aber bekannt.
https://xjfahrer.bboard.de/board/ftopic ... 8-560.html
Wir hatten sogar mal ein Bild von einer durchgesägten Schwimmerkammer.
Wir hatten auch schon Diskussionen, wie dick ein Bohrer sein darf, wenn man einen verwenden will.
Für Isolierfräsarbeiten gibt es Mikrofräser ab 0,1mm
http://www.gis-tec.de/deutsch/d_fraeser_fpcb_mc.htm
Aber Vorsicht, is HM, bricht leicht. Bohrer gibt es in HSS ab 0,5mm
und Reibahlen für Tintenstrahldrucker
so amazing, klick
und selbst Vergaserdüsenzeugs Reinigungsnadeln, amazing too Die sind aber zu groß.

Grüße und bleibt gesund.
Olaf

So 16. Aug 2020, 15:07

Hallo Günther und Stefan.
Der Choke und seine Wege stellen ja wirklich Bereiche dar, wo wir Amateure Sorgfalt beweisen können. In dem Punkt Chokeversorgung sind sich alle Hitachi- und Mikuni-Horizontalvergaser sehr ähnlich. Da kann ich ein paar Bilder aus meiner Werkstatt beisteuern.

Düsen mechanisch zu reinigen, davon halte ich jedoch nichts. Bei mir ging es bisher immer ohne solche Risiken. Im Ultraschallbad muss man nur die Teile wenden, damit die Luft raus und die Flüssigkeit hinein geht. Ohne Ultraschall geht das auch, da hilft dann eine Pumpflasche an solchen schwer zugänglichen Stellen. Füllung mit Aceton gegen Benzinrückstände und Zitronensäure bei Wasserschäden.

Bild

Mit Licht kann man die Düse auf Durchgang prüfen. Hier an der Schwimmerkammer eines Hitachi HSC 40.

Bild

Die Mikuni BS 34 in der 58L haben zwei Querbohrungen im Steigrohr, die je nach Verschmutzung mehr oder weniger leicht zu finden sind. Mindestens eine Bohrung hat jeder Vergaser dort, nicht immer in der gleichen Richtung.

Bild

Einige Mikuni BS haben zusätzlich Düsen im Steigrohr. Hier ein BS 28 aus der 4V8. Die Chokeluft wird hier aus der Schwimmerkammer entnommen.

Bild

XJR 1300. Mikuni BS 36. Die Variante Steigrohr mit zwei Querbohrungen plus Düse, und in der Tiefe der Kammer noch eine.

So 16. Aug 2020, 18:03

Hi Eddie,

die alten XJ Modelle haben doch eine Nebenkammer im Schwimmerdeckel, die im Winkel gebohrt ist, wenn ich mich recht erinnere.

https://xjfahrer.bboard.de/board/ftopic ... -3817.html

Ich habe da nach dem Freistoßen mit einem Draht frisches Motoröl eingefüllt und mit Pressluft durchgeblasen. Das dauert einen Moment, es transportiert nach meinem Dafürhalten aber mehr Dreck weg als Universalverdünnung zum Beispiel, weil es etwas Querschnitt braucht, und den schafft es sich.

Grüße, Olaf

So 16. Aug 2020, 19:53

Crazy Cow hat geschrieben:...eine Nebenkammer im Schwimmerdeckel, die im Winkel gebohrt ist,...
Genau so ist es, Olaf. Eine Nebenkammer in Form einer sechser Bohrung senkrecht neben der Schwimmerkammer, in deren Tiefe die Düse eingepresst ist. Und eine zwei Millimeter Bohrung vom Inneren der Kammer schräg hinüber bis unterhalb der Düse.

Zum reinigen nehme ich eine Pumpflasche wie diese:
https://www.bauhaus.info/messgefaesse-k ... p/20696744
Weil die Plastikspitze in der Bohrung dicht abschließt, kann ich damit Aceton mehrmals hinein pumpen und wieder zurück saugen. Das löst Benzinablagerungen schnell auf und in Nullkommanix ist die Düse frei. Eigentlich ist es bei dieser Düse wurscht, ob die vermackt und vermurkst ist. Hauptsache, es geht was durch. Wie viel ist egal.

Eigentlich kann man das gar nicht vergessen. Die Nebenkammer ist von außen leicht an der Form erkennbar, und spätestens, wenn ich beim Zusammenbau das Röhrchen in die Vertiefung hineinragen sehe, müsste mir die Funktion klar werden. Aber trotzdem, beim ersten mal habe ich´s auch verbaselt. Nicht rein geguckt, Durchgang nicht geprüft, geflucht, nochmal ausgebaut, nochmal zerlegt.

Bild

Bild

So 16. Aug 2020, 20:03

beim ersten mal habe ich´s auch verbaselt. Nicht rein geguckt, Durchgang nicht geprüft, geflucht, nochmal ausgebaut, nochmal zerlegt.

Das kenne ich irgendwo her.... ka, woher genau....
(babs sicherlich nur verdrängt)

> Man sollte keine Dummheit zweimal begehen,
> die Auswahl ist schließlich groß genug.
Quelle: Jean-Paul Sartre

Mo 17. Mai 2021, 10:40

Liebe Kollegen,

ist nun schon eine Weile her, aber schließlich herzlichen Dank für eure detaillierten Infos und Fotos - sehr erhellend und nützlich!

Beste Grüße -
Stefan und Günther
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