mal grundsätzlich zum Verständnis:
1. Alle Federn drücken die Ventile nach oben (gegen die Nockenwelle)
2. ist eine Feder zusammengedrückt, steigt der Druck auf den Nocken, entsprechend der Federrate
3. Da sich der Motor im Laufe des Lebens mehrere Miliionen mal dreht, verursacht die Ratation die geringeren Probleme.
4. Der Nocken legt das Ventil ebenso elegant an seinen Sitz an, wie er es abhebt
5. Ist das Ventilspiel zu groß, (manche Leute hören es gern klappern), wird der Prozess des Anlegens zu früh abgebrochen, das Ventil stürzt ab. Deshalb hört man es klappern.
6. Die Geschichten von eingeschlagenen Ventilsitzringen sind normal seit ü 30 Jahren Ammenmärchen, der BMW Zweiventilermotor war der letzte Moppedmotor der mit zu weichen Sitzringen ausgeliefert wurde, man konnte sie in den 80er Jahren nachrüsten lassen.
7. Aber gerade zu großes Ventilspiel fördert genau dieses Einschlagen.
8 weiter von 3: Der Stillstand verursacht die Probleme. Nicht selten bleibt der Motor stehen, wenn mehrere Ventile auf einer Seite geöffnet sind.
9. Im Gegensatz zu den Kurbelwellenlagern herrscht dann erheblicher Druck auf den NW Lagern (der Oberschale) dieser Seite.
10. Das führt dazu, dass auch der letzte Tropfen Öl im Stand herausgequetscht wird.
11. Beim nächsten Motorstart läuft dieses Lager zunächst mal trocken, die Umlaufschmierung erreicht die (linken) Nockenwellenlager zuletzt. Das Spiel in den Lagern vergrößert sich allmählich, die Nockenwellen werden einen Deut angehoben und wir haben den Eindruck, das Ventilspiel sei größer geworden.
12. Ein solches Lager geht nicht mehr fest, es gibt keinen Prozess von 20 Sekunden, vielmehr wird ein längerfristiger Sterbeprozess durch sinkenden Öldruck im ganzen System eingeleitet.
13. Motoren in der ganzen Welt werden mit Ventilen aus Japan ausgerüstet, oder bekommen welche mit Stählen aus Japan angefertigt. Geschichten wie vor 70 Jahren, dass mal ein schlechtes dabei ist, gibt es nicht mehr, nur in Russland.
Stahlherstellung ist heute ein Prozess mit nahezu keiner Abweichung in der Dosierung.
14. Wenn ein oder mehrere Ventile sich übermäßig gelängt haben, gibt es einen Grund dafür, der mit Einstellung des Spiels nicht behoben wird. Zum Beispiel fängt Ventistahl bei einer Temperatur dicht unterhalb von 1000° an zu fließen, das Ventil ist dann praktisch hin. Grund dafür kann eine zu heisse Verbrennung oder ein zu geringes Ventilspiel sein. *
15. Genau genommen müsste man dafür alle Ventile ausbauen und einen Meßnachweis führen, zumal bei einem gebraucht gekauften Motorrad. Man kann ja nicht sicher sein, welchen Blödsinn der Vorbesitzer angestellt hat.
16. Es gibt die Erkenntnis, dass Yamaha DOHC Motoren während der Einfahrzeit nach 25 tkm eingestellt werden müssen, dann nochmal bei 80tkm, danach ist für ganz lange Zeit Ruhe, weil sich nichts mehr verändert. Das heisst nicht, dass man nicht alle 25 tkm nachschauen sollte, nur meist ist dann nichts zu tun. Die Ventileinstellwut kommt m.E. aus der Zeit der Kipphebelmotoren.
Darüber können wir gerne streiten.
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Bei einer Darstellung wie hier, würde ich doch außer der Messung auch mal die Dicke der Shims überprüfen von den Ventilen, die so vollkommen daneben liegen. Daran zeigt sich ganz gut, in welcher Richtung in den vergangen Jahren daran herumgedoktert wurde. Am End (im Idealfall) haben alle Ventile das gleiche Ventilspiel, wenn alle Shims draußen sind?
Und wenn die Ventile mit jetzt viel zu großem Spiel auch die dickste Shimladung haben, wird es Zeit, die Ventile selbst aus zu tauschen, NW, Lager oder Sitzringe zu überprüfen.
Neu aufbauen quasi.
* Geringes Ventilspiel: ich habe das schon öfter geschrieben, nicht das Ventilspiel ist ausschlaggebend für Wohl und Wehe von Ventilen und Zylinderkopf, sondern die Verweilzeit des Ventils in Winkelgraden am Sitzring. Sie bestimmt, wie heiß ein Ventil wird und wieviel Wärme an den Zylinderkopf abgegeben wird, auch der hat ja seine thermischen Grenzen (bei zu großem Ventilspiel).
Leider werden diese Werte seit dem Toresschluss von NSU-Neckarsulm nicht mehr veröffentlicht.
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wi müssen all tau Moder warn, tau Moder ... tau Moder ...!