Hallo!
Da ich in meiner Vorstellung als neuer gebeten wurde mal einige Erfahrungen zum “Führerschein in einer Woche” zu äußern haue ich mal in die Tasten:
Gemacht habe ich den Führerschein bei der “Biker’s School”, hier die Website:
www.bikers-school.de - hier gibt’s Preise, Termine, Infos usw.
Das Konzept ist ein Intensivkurs von Freitag bis Freitag. Durchgeführt wird das Ganze von einem Rudel Fahrlehrer, die sich für die Sache in der Zeit von März bis Oktober zusammentun. Während des Kurses betreut ein Fahrlehrer maximal zwei Fahrschüler und es wird jeden Tag Motorrad gefahren. Üblicherweise 1/2 Tag Theorie und ein 1/2 Tag Motorrad fahren.
Es steht ein großer Fuhrpark zur Verfügung, so dass sich für jede(n) eine passende Maschine findet. Außerdem gibt es eine gut gefüllte “Kleiderkammer” - wer noch nicht voll ausgestattet ist, kann sich Helm, Jacke, Hose und Stiefel ausleihen - und das nicht nach dem Motto “One size fits all” sondern wirklich passend.
Für die “Auswärtigen” gibt es günstige Unterbringungsmöglichkeiten (das “Biker’s Home” der Fahrschule sowie reduzierte Preise bei einem Hotel vor Ort). Mehr als die Hälfte aus meiner Gruppe hat die ganze Nummer sozusagen als “Pauschalurlaub” gemacht, wir hatten Teilnehmer u. a. aus dem Raum Hamburg und Frankfurt.
Wer vorher erstmal schauen möchte, ob Motorrad fahren überhaupt was für einen ist und/oder sehen möchte, ob der “Nasenfaktor” mit den Fahrlehrern passt (man also miteinander klar kommt) kann auch einen “Schnupperkurs” machen (1/2 Tag).
Meine persönlichen Erfahrungen:
Die Nummer nennt sich nicht ohne Grund “Intensivkurs” - denn es ist intensiv und auch belastend. Die Tage werden manchmal lang (besonders dann, wenn die Beleuchtungsfahrten anstehen) und neben dem Tagesprogramm ist man zusätzlich noch kräftig mit den Theorieübungen (Prüfungssimulation) beschäftigt. Letzteres dann über eine App fürs Smartphone oder per Web am PC. Trotzdem kommt der Spaß nicht zu kurz. Bei den Fahrstunden wurde immer so geplant, dass wir mittags zusammen irgendwo eingetrudelt sind, meistens an einem Bikertreff. Den Fahrlehrern merkt man an, dass sie nicht nur einfach Klasse A “schulen dürfen”, sondern selbst aktive Motorradfahrer sind.
Durch die Intensivbetreuung hat man sehr schnell Erfolge und wird sicher. Zudem sitzt man bis zur Prüfung jeden Tag auf dem Mopped und hat nicht zwischen jeder Fahrstunde ein paar Tage (oder gar Wochen) Unterbrechung. Dazu kommt die Gruppendynamik: wenn einer mal einen “Durchhänger” hatte, hat die Begeisterung und der Ansporn der anderen dafür gesorgt, trotzdem weiter zu machen. Auch der Erfahrungsaustausch untereinander ist IMO sehr hilfreich gewesen.
Bei mir kam der Zen-Effekt (”Eins mit allem”) am dritten Tag: aufsteigen, starten, losfahren - so als wäre das immer schon so gewesen. Ab da kamen außer Richtungsangaben eigentlich kaum noch Ansagen über Funk. Manchmal hab ich schon gedacht, der Funk ist kaputt oder ich hab meinen Fahrlehrer abgehängt (was ich am Tag mit den Autobahnfahrstunden wirklich geschafft habe, da der Funk tatsächlich ausgefallen ist). Die schönste Fahrstunde war dann, als der Fahrlehrer sagte: “Du kommst doch hier aus der Gegend, oder?” - “Ja, aus Havixbeck.” - “Dann zeig mir doch mal wo Du wohnst. Du wählst die Strecke aus, ich häng mich hinten dran.” Das war meine erste “eigene” Tour auf einem richtigen Motorrad. Ich glaube das Grinsen zu dem Zeitpunkt hätte man nur mit einem Vorschlaghammer aus meinem Gesicht bekommen
Der Tag der praktischen Prüfung war dann nur noch eine weitere Tour auf dem Bike: morgens zum Übungsgelände, die Maschine zur Tankstelle gefahren, vollgetankt und nochmal durchgecheckt und dann ging’s los. Der Prüfer hat mich dann nach der Prüfungsfahrt noch einen Moment zappeln und schwitzen lassen, bevor er mir das begehrte Kärtchen endlich in die Hand gedrückt hat (machen die Jungs ja immer).
Nachdem alle mit der Prüfung durch waren, gab’s zum Abschluss noch eine gemütliche Grillrunde und am Nachmittag sind schon die nächsten Fahrschüler eingetrudelt.
So hatte ich den schönsten Urlaub meines Lebens bisher: eine Woche Motorrad fahren (bei bestem Wetter) im Juli und als Geburtstagsgeschenk gab es dann den Klasse A Führerschein! Freitags Prüfung, Samstags Geburtstag
Von den Kosten her habe ich ca. 150 Euro mehr bezahlt als wenn ich zur Fahrschule hier am Ort gegangen wäre. Auf der anderen Seite hätte ich aber bei der lokalen Fahrschule wohl mehr Fahrstunden gebraucht, um genau so sicher zu werden, einfach wegen den “verteilten” Fahrstunden, also den Pausen dazwischen.
Inzwischen ist die Biker’s School umgezogen. In 2013 fand das Ganze noch in/um Dülmen statt (Übungsgelände war die stillgelegte St. Barbara Kaserne in Dülmen), nun ist der Veranstaltungsort das “Dorf Münsterland”. Vom Grundsätzlichen hat sich aber nichts geändert.
Abschließend kann ich so eine “Wochenfahrschule” nur empfehlen, vor allem für diejenigen, die beruflich und/oder familiär sehr eingespannt sind und wenig Zeit für eine “normale” Fahrschule erübrigen können. Nur sollte man dran denken, dass das Ganze nicht ohne Grund “Intensivkurs” heißt - es ist intensiv und dadurch auch manchmal etwas stressig und belastend. Zum Ende hin hatten z. B. eigentlich alle ein wenig mit Muskelkater und Verspannungen zu kämpfen, aufgrund der ungewohnte Belastung.